Historie unserer Familiendynastie

 

de Parada Parade Deparade

Gesellschaftlicher Hintergrund spanischer Offiziere im 16./17. Jahrhundert

 

Die bisherige Forschung konnte nicht klären, woher genau die ältesten bekannten de Parada (Johann Baptista de Parada, geb. ca. 1612 – 1617, und sein Vater, Francisco Antonio, geb. ca. 1580 – 1585, beide aus dem damals spanischen Neapel) stammen. Vermutlich sind beide, zu- mindest aber der Vater, in Spanien geboren. Um die de Parada in ihre Zeit einordnen zu kön-nen, werden im Folgenden aus verschiedenen Quellen Auszüge zitiert, die ein ungefähres Bild davon vermitteln, wie das Selbstverständnis spanischer Adliger dieser Zeit war und was sie dazu trieb, in den Militärdienst zu treten. Es spricht viel dafür, daß auch unsere Vorfahren (Johann Baptista und Francisco Antonio de Parada) aus diesem gesellschaftlichen Umfeld kamen: Kinderreiche adelige Familie aus ländlichem Milieu in wirtschaftlich bescheidenen Verhältnissen. Zumindest den nachgeborenen jüngeren Söhnen konnten diese Familien außer Erziehung und Ausbildung (Lesen, Schreiben, Benehmen/Auftreten, vielleicht auch Reiten und Fechten, einem guten Namen, ihrem Wappen und natürlich ihrem Stolz) nichts mitgeben – sie mussten ihr Glück in der Fremde suchen, meist in der königlichen Verwaltung fremder Länder (z.B. Neapel/Sizilien oder Südamerika) oder aber, wie hier, beim Militär. „Zwar stammt Cervantes aus einer aristokratischen Familie, aber das heißt nicht viel in einem Land, in dem sich zehn Prozent der Bevölkerung zum Adel rechnen – mehr als irgendwo sonst auf der Welt. Ganz unten in dieser Hierarchie stehen die hidalgos, die „Söhne von je-mand Bedeutendem“. Zu ihnen zählt auch Cervantes – und Don Quijote. König Ferdinand und seine Gattin Isabella haben den Titel im späten 15. Jahrhundert eingeführt, um die Krie-ger der Reconquista zu ehren. Doch das ist lange her. Inzwischen gibt es kaum noch Helden-taten zu vollbringen, und den Hidalgos bleibt nicht viel mehr vorzuweisen als ihr sorgsam gehüteter Adelsbrief und das steinerne Wappen an der Hausfassade. Die meisten leben ver-armt auf ihren kleinen Ländereien oder in den Städten. Und sie leben im Müßiggang: Denn richtig zu arbeiten ist für einen Hidalgo mit seiner Ehre unvereinbar. Dieses bis zum Grotes-ken gesteigerte Ehrgefühl unterscheidet den Hidalgo vom Bauern – sowie das Privileg, keine Steuern zahlen zu müssen… Auch der junge Cervantes führt zunächst das richtungslose Le-ben eines Kleinadeligen. Aus Geldnot zieht die Familie häufig um, Cervantes besucht unre-gelmäßig die Schule und verfasst ungelenke Sonette. Als er in einem Duell einen Mann ver-wundet, setzt er sich 1569 nach Italien ab. Dort wird aus dem Verseschmied ein Soldat. Er kämpft 1571 in der Seeschlacht von Lepanto gegen die Osmanen, wird zweimal in den Ober-körper getroffen, eine dritte Kugel zerschmettert seine Hand.“ (Johannes Strempel, Triumph eines Verlierers, in: GEO Epoche - das Magazin für Geschichte, Nr. 31, S. 114)

„Ich bin in einem Dorfe in den leonischen Gebirgen geboren. Mein Vater hatte drei Kinder. Eines Tages rief er uns… „Kinder, es gibt ein spanisches Sprichwort: Kirche oder Meer oder Königshaus, wähl!“ Ich sagte ihm hierauf, es sei mein Wunsch, den Waffen zu folgen, um Gott und meinem Könige zu dienen… Ich schiffte mich in Alicante ein und hatte eine glück-liche Reise nach Genua. Von dort ging ich nach Mailand, wo ich mich mit Waffen und al-lem, was einem Soldaten nötig ist, versah… Es traf sich zum Glück, daß Don Juan de Austria gerade um dieselbe Zeit zu Genua ankam, von wo er nach Neapel ging, um die spanische Streitmacht mit der venezianischen Flotte zu vereinigen… Ich machte diesen großen Kriegs-zug als Hauptmann der Infanterie mit…“ (Miguel de Cervantes Saavedra, Die Erzählung des Gefangenen, aus „Leben und Taten des scharfsinnigen Edlen Don Quijote von la Mancha“ – zitiert nach: Das große Ensslin Buch der Abenteuer, S. 65)

„Die Anwerbung von Söldnern war Sache der höchsten staatlichen Gewalt. Kaiser, Fürsten oder Städte beauftragten einen Obersten oder Hauptmann, eine militärische Formation be-stimmter Größe aufzustellen. Dazu erhielt er eine Offizierspatent, einen „Bestallungsbrief“, der die Anzahl der Soldaten, die Besoldung und den Sammelplatz festlegte… Der Inhaber des Patents schoß zumeist das Geld für Werbung und Formierung vor, was den Kriegsherrn zum Schuldner der Militärs machte. – Taktische Einheit des Söldnerheeres war das Fähnlein, nach der Idealvorstellung 300 Mann stark. Je zehn Fähnlein waren zu einem Regiment ver-bunden. Nach einem kaiserlichen Mandat von 1630 bekam ein Leutnant im Monat 60 Gulden und ein Hauptmann als Chef eines Fähnleins 160 Gulden.“ (Friedemann Bedürftig, Taschen-lexikon des Dreißigjährigen Krieges, S. 206 ff.)

„Der soziale Aufstieg glückte den einfachen Landsknechten nur selten… Der „normale“ Söldner wurde allenfalls Rottmeister (Unteroffizier) oder Wachtmeister (Feldwebel). Bei den höheren Dienstgraden blieben Adel und wohlhabendes städtisches Bürgertum weitgehend unter sich. Offiziere mussten vermögend oder kreditwürdig sein, um ihre Kompanien und Regimenter ausrüsten zu können.“ (Georg Schmidt, Der Dreißigjährige Krieg, S. 85 f.)

„Trotz aller Beute, die gemeine Soldaten angehäuft hatten, war es außerordentlich schwer, von der Pike auf Offizier zu werden. Sogar die ausländischen Abenteurer, die emporkamen, stammten fast immer aus adeligen, wenn auch verarmten Familien. Piccolomini entstammte einer vornehmen Sieneser Familie, Isolani rühmte sich adeliger Vorfahren in Zypern… So-zialer Rang feite gegen den Druck militärischer Nötigung, und … machten doch die meisten auf Herkunft von Familien Anspruch, die ein Wappen führten. Eine solche Auszeichnung… hatte in den Augen der Zeitgenossen hohen Wert. Es ist bemerkenswert, daß unter den aus-ländischen Söldnern Namen aristokratischen Klangs vorherrschen...“ (C.V. Wedgwood, Der Dreißigjährige Krieg, S. 449)

„Ich kam in der sehr edlen Stadt Madrid am 6. Januar 1582 zur Welt… Meine Eltern hießen Gabriel de Guillén und Juana de Roa y Contreras. Natürlich wollte ich den Namen meines Vaters tragen, als ich… in den Dienst des Königs trat, aber beim Aufsetzen meiner Dienst-urkunde unterlief ein Irrtum, den ich nicht mehr berichtigen konnte: es wurde nämlich de Contreras als mein Name erwähnt, obwohl ich als Alonso de Guillén getauft worden war… Meine Eltern waren arm und lebten… während vierundzwanzig Jahren im Stand der Ehe; sechzehn Kinder hatten sie. Als mein Vater starb, waren noch acht am Leben, sechs Söhne und zwei Töchter… Zur Zeit, da ich den Vater verlor, ging ich zur Schule, lernte lesen und schreiben: acht Zeilen die Seite… Ich sagte zu meiner Mutter: „Senora, ich will unter dem Kardinal in den Krieg ziehen.“ Sie antwortete: „…Ich habe dir eine Lehre bei einem Silber-schmied eingefädelt.“ Meine Antwort war, ich sei nicht gesinnt, ein Handwerker zu werden, sondern ich wolle dem König dienen… Meine Mutter entschloß sich nun dazu, mich ins Feld ziehen zu lassen… Sie kaufte mir … ein Hemd und ein Paar Schuhe aus Schafsleder, dann gab sie mir vier Reales und ihren Segen. So zog ich (am) 7. September1595 beim Morgen-grauen aus Madrid und folgte den Trompeten des Fürstkardinals… Ich kam bald in Palermo an, wo mich der Kapitän Felipe de Menargas…als Schildknappe in Dienst nahm… Ich über-reichte meine Papiere dem Kriegsrat; einer der Räte war Don Diego Brochero… Er fragte mich, ob ich Lust hätte, bei einer der Kompanien, die man gerade ausheben wollte, als Fähn-rich zu dienen… Ich erhielt zwei Trommler, ließ eine ehrbare Fahne anfertigen… und mein Hauptmann erteilte mir Auftrag und Vollmacht, seine Fahne in der Stadt Écija aufzupflanzen. Ich ließ die üblichen öffentlichen Aufrufe ergehen und begann in aller Ruhe Soldaten anzu-werben… Ich hatte nun bereits mehr als hundertzwanzig Soldaten… Daraufhin begab ich mich zum Dienst auf der Flotte, bis ich wieder um Urlaub ersuchte, um bei Hofe mir eine Kompanie zu erwirken. Es wurden vierzig Hauptleute ernannt; das Schicksal war mir nicht geneigt… In Malta fand ich… Schreiben aus Spanien vor; das eine vom König war an den Großmeister des Ordens gerichtet und trug ihm auf, mir Urlaub zu gewähren, um in Spanien Fußvolk auszuheben. Hierzu war ich bei einer Beförderung von acht Hauptleuten ausersehen worden, die man neu ernannt hatte. Das andere war von Don Bartolomé de Anaya, vom Kriegsrat, an mich… und enthielt die Nachricht von meiner Bestallung als Hauptmann…“(Das Leben des Capitán Alonso de Contreras, von ihm selbst erzählt. Manesse Verlag, 1961).

 

2. Militärische Situation in der Schlussphase des 30-jährigen Krieges (1618 – 1648) Nach der Ermordung Wallensteins am 25.2.1634 in Eger trat der 30-jährige Krieg mit der Kriegserklärung Frankreichs an Spanien am 19.5.1635 in seine vierte Phase, den Schwe-disch-Französischen Krieg (1635 - 1648). Am 21.10.1639 wurde die spanische Flotte in der Seeschlacht vor den Downs vernichtet. Am 19.5.1643 erleiden die Spanier eine vernichtende Niederlage bei Rocroi und in Westfalen beginnen die Friedensverhandlungen. In der aus Sicht der Familie de Parada besonders interessierenden Zeit kam es zu zwei bedeutenden Schlachten: Am 2.11.1642 zur (2.) Schlacht von Breitenfeld (nördlich von Leipzig) und am 24.11.1643 zur Schlacht von Tuttlingen (Donau). Aufgrund der Herkunftsangabe „aus Wür-temberg“ für Johann Baptista de Parada in einem Pateneintrag von 1644 in Halle (Saale) ist seine Teilnahme an der Schlacht von Tuttlingen sehr wahrscheinlich, er könnte aber auch schon Ende 1642 an der zweiten Schlacht von Breitenfeld beteiligt gewesen sein.

Albrecht von Wallenstein wurde auf Befehl Gustav II. Adolf wurde in der Schlacht des Kaisers 1634 in Eger ermordet. bei Lützen tödlich verwundet. Die zweite Schlacht von Breitenfeld am 23.10.1642 (nach neuem gregorianischem Kalender: 2.11.1642) war nicht weniger blutig als die erste (17.9.1631). Der schwedische Feldherr Len-nart Torstensson, der eben Leipzig belagern wollte, sah sich von dem sächsisch-kaiserlichen Heer unter Erzherzog Leopold und Octavio Piccolomini bedroht. Er zog sich daher von Leip-zig nach Breitenfeld zurück, wo es zur Schlacht kam. Die Kaiserlichen besaßen eine starke Artillerie, die erstmals mit Kettenkugeln schoß, einer Neuerung, die in dicht aufgestellter Reiterei oder Infanterie beträchtlichen Schaden anrichten konnte. Der Erzherzog griff die Schweden (rd. 15.000 Mann) mit einer furchtbaren Kanonade an, von der er sich Deckung erhoffte, solange seine Truppen sich noch zum Angriff sammelten. Torstensson erkannte, dass er die überlegenen feindlichen Truppen (rd. 18.000 Mann) nur dann schlagen konnte, wenn er sie angriff, bevor sie kampfbereit waren. Wrangel befehligte die Infanterie, die den linken Flügel der Kaiserlichen angriff. Obwohl die kaiserlichen Reiter die Schweden zurück-gedrängt hatten und bereits deren Zentrum angriffen, brach der linke Flügel der kaiserlichen Truppen zusammen und gab die Flanke des bis dahin überlegenen Zentrums frei. Ganze Schwadronen der kaiserlichen Reiterei warfen ihre Waffen weg und ergaben sich den Schwe-den. Der Erzherzog selbst entkam nur mit knapper Not der Gefangennahme. Die Schweden verloren gegen 4.000 Tote und Verwundete, darunter 8 Generäle; die verbündete kaiserlich-sächsische Armee verlor 5.000 Tote und Verwundete, 4.500 Gefangene, 46 Kanonen, 191 Feldzeichen und die Kriegskasse. Johann Tserclaes Tilly Herzog Christian von Braunschweig-Wolfen-Führer des Heeres der katholischen Liga büttel Gemälde von Paulus Moreelse, 1619. Zeitgenössische Darstellung der Schlacht bei LutterDer Erzherzog veranstaltete nach der verlorenen Schlacht ein barbarisches Strafgericht: Alle höheren Offiziere des linken Flügels sollten wegen Feigheit geköpft, die niederen gehängt und die Mannschaft durch Erschießen dezimiert werden. Die meisten wurden jedoch am Tage nach dem Todesurteil begnadigt. Die Eroberung Leipzigs und die Besetzung Sachsens durch die Schweden waren die nächsten Folgen dieser Schlacht. Die Schlacht von Tuttlingen war ein Gefecht zwischen den verbündeten kaiserlichen und bayerischen Truppen und der französischen Armee: Am 24. November 1643 überfielen baye-rische und kaiserliche Truppen unter Franz von Mercy, Melchior Graf von Hatzfeldt, Johann von Werth und Herzog Karl IV. von Lothringen die französische Armee, die in der Umge-bung von Tuttlingen sorglos im Winterquartier lag. Die Franzosen traf dieser Überfall völlig unvorbereitet, weshalb eine geordnete Verteidigung nicht möglich war. Während der franzö-sischen Reiterei die Flucht gelang, schaffte es der Rest des französischen Heeres nicht, sich vom Feind abzusetzen. Am folgenden Tag mussten sich die noch verbliebenen Truppen (ca. 7000 Mann), darunter der französische Oberbefehlshaber Josias Rantzau, sowie sieben seiner Generäle, ergeben. Nach der Schlacht war die Lage für die französische Armee in Württem-berg unhaltbar geworden. Da der Rückzug über den Rhein noch im Winter stattfinden musste ging der Großteil an Soldaten und Material durch Hunger, Kälte und Fahnenflucht verloren. (Quellen: „Wikipedia – Die freie Enzyklopädie“; „Taschenlexikon Dreißigjähriger Krieg“). Ein Flugblatt gibt den Friedensschluss zu Münster bekannt, der den 30-jährigen Krieg beendet.

 

 

Copyright ® 2008 - 2015 by www.deparad.at