Historie unserer Familiendynastie

 

de Parada Parade Deparade

 

Besuch im Österreichischen Staatsarchiv (Kriegsarchiv) am 19./20. Juli 2005 in Wien

 

Im Bestand Nr. 05, Alte Feldakten (AFA), die chronologisch (!) geordnet sind, finden sich zum Jahr 1642 in den Karton-Nrn. 118 – 114, 129 und 145 detaillierte Berichte aller Art, u.a. Verlustlisten, Gefangenenlisten mit Angaben zur „Ran(t)zion“ (= Lösegeld zur Auslösung vom Feind gefangen genommener Soldaten) etc., speziell im Zusammenhang mit der „anderen“ (= 2. ) Schlacht bei Breitenfeld (bzw. Leipzig) am 2.11.1642 (bzw. nach altem Kalender am 23.10.1642). Gesucht wurde nach Johann Baptista de PARADE (oder Parada). Ein klares, eindeutiges Ergebnis wurde nicht erzielt, allerdings wurden diverse „Johann Baptista“ (ohne Familiennamen) gefunden (auch als „Juan Bapt.“ oder „Jean Bapt.“). Ob sich der Gesuchte darunter befindet, konnte nicht festgestellt werden. Auffällig ist allerdings die große Zahl spanischer (und „italienischer“) Familiennamen, speziell bei PICCOLOMINI in dessen Regimentern „alt“ und „neu“, wohl nicht zuletzt aufgrund landsmannschaftlicher Verbundenheit, aber sicher auch aus sprachlichen Gründen (mehrere Dokumente sind denn auch in Italienisch geschrieben, aber keines auf Spanisch). Interessant noch folgender Fund, obwohl sehr wahrscheinlich nicht mit de PARADA in Verbindung zu bringen: Im “Specificirten Verzeichniß des löbl. BORRYschen Regiments Officier mit jedes Nahmen…“ steht unter „des Graffen de PORTIO Comp“ (= Einsatz im nahen Schlesien!) folgender Offizier: „Haubtmann Nicolas Florio Conte DE PRATA et PORTIO“. Häufig finden sich Mitglieder der Familien PICCOLOMINI und DE MEDICI. Die Verlustlisten sind oft unvollständig, wozu es dann heißt: „…übrige mangelnde Officiers und gemeine Soldaten möglichentheills todt, theills unter die unterschiedl. Regimenter zu Roß und Fuß zerstreut, eingetheilet und gefangen…“. Von einem Leutnant „Johannes“ und anderen heißt es: „…von diesen weiß man nicht, ob sie lebendig oder todt sein und kann sie nicht erfragen.“ Weitere Namensbeispiele: Haubtmann Nicola LORAIN, Hbtm. CAVAGL. PERRISTONI, Fendricht JOH. FRANCESCO MARIA de MEDICI (“in die linke Handt geschossen”), Fendricht OCTAVIANO de MEDICI („todt“), Fendricht QUIRINO, Hbtm. DON GUISEPPE de ARRAGONA PICCOLOMINI (“geschossen, gefangen”), Fendricht JOH. BAPTISTA de MEDICI („geschossen, gefangen“), Hbtm. ARPINO, Obrist COLLOREDO, PESTALUZZA, DON HAN. GONZAGA, Leon MELLIOR, Caesar MELILLO, de MORENO, SEGANI etc. Für die kaiserliche Seite war die Schlacht außerordentlich verlustreich: „…von der Infanterie seindt fast alle Obristwachtmeister (Anm.: entspricht dem heutigen Major) gefangen, verwundet oder Todt.“ Bei den Schweden, unter TORSTENSON, sah es wohl nicht viel besser aus, denn in einem Bericht heißt es: „…zu Halle (Anm.: an der Saale) sollen über 1.500 Mann krank und beschädiget liegen.“ Sehr beeindruckend ist auch der hohe persönliche Einsatz selbst höchster Offiziere. Aus dem „Verzeichnisse der CAVAGLIERE Obristen, Oberstleutnant, Oberstwachtmeister CAPITAINEN und folgenden OFFICIEREN so in der letzten Leipziger Schlacht Todt, geschädigte und gefangen“ geht u.a. hervor: „General-Feldzeugmeister CONTE de SUYS -gefangen General Feldzeugmeister BARON de FERNEMONT -gefangen General Wachtmeister BARON de SOYE -wird vermutlich Todt sein 5 Obristen (Nicolas, Wintz, Münster, Bethan, jung Hensler) -Todt Obrist DON FELIX (von Webel) -gefangen

Obrist RANFFT durch den linken Fuß oben das Knie durchgeschossen -gefangenObrist WACHENHEIM mit einer Pique gestochen unter dem rechten Knie -gefangen Obrist KOSSLER, in Leipzig retiriert, an dem Durchbruch gestorben -begraben N.B. + Marggraf PARRAVICINI von Ihr. Durchlt. Leibguardia auf der Wallstadt nicht gefunden, ist im Treffen ins Gesicht mit Pieken hart verwundet gewesen. Herr Marggraff BARRAVICINI, Ihr Dhlt. Cämmerer und Rath übell -zerschossen, gefangen worden und ist verhindern verschieden, sein Cörper -beigesetzet, desgleichen Ltn. MARCHES BARRAVICINI unter dem Rittmstr. MAX Todt. Graff DON JULIUS PICCOLOMINI + todt … einbalsamiert (!)." Und ein anderer: …“mit 7 Kugeln geschossen, gefangen.“ Im „Theatrum Europaeum“ (von Abelinus, Oraeus, Merian; Frankfurt/Main, 1692) finden sich ebenfalls detaillierte Angaben zu kaiserlichen Verlusten. Gefallen („todt“): 1 General, 5 Obristen, von 7 Regimentern alle Oberst-Leutnante und 3 Oberst-Wachtmstr. Gefangen (und meist auch verwundet): 2 Generäle (de SUYS und FERNEMONT), 4 Obristen (Ranfft, Wachenheim, Kracht und DON FELIX), 8 Oberst-Ltnt..

Weiter heißt es: „So seynd auch fast alle Hauptleute und Wachtmeister von der Infanteria entweder Todt geblieben , verwundet oder gefangen worden, unter denen Herrn Feld-Marschall PICCOLOMINI zween Vettern gelassen (= tot). Von Rittmeistern hat man gemisset 7, Capitainen 24, Capitainlieutnt. 3, Lieutenanten 63 (!), Cornetten 11, Fähnrichen 31, Unteroffizieren 112, Trompeter 5, Gemeinen Reutern und Knechten 4483. Welchen noch wohl über 5000 gemeiner Gefangener zu rechnen seyn.“ Angesichts von allein 63 „gemisseten“ Leutnanten ist nicht auszuschließen, dass sich unter ihnen auch Johann Baptista de PARADA befand. Interessant noch folgender Hinweis zur „Ranzion“ (= Lösegeld zur Auslösung Gefangener): „Von der Gefangenen Ranzion erachten wir nunselbig ist auch nicht wohl möglich in specie zu melden: Doch hat man hernachmals im Januario des 1643. Jahres zu Prag in 330 DC. Gülden zu der vornehmsten Erledigung zusammen gebracht: Benebest hat auch die Auswechslung stattgefunden: Inmassen der von WACHENHEIM, als er zeitlich loß gegeben worden, für sein Rantzion, in 80 Schwedischer Unteroffizier, von Kayserlicher Seiten herüber geschicket, darauf die Schwedischen andere 300 Soldaten, unter denen nur nicht allein Unteroffiziere, sondern auch Rittmeister, Capitains und Lieutenante gewesen, zur Kayserlichen Armee herüber gelassen.“ Joh. Baptista de PARADA könnte sich mithin auch unter den ausgelösten Offizieren befunden haben, was u.U. im Bestand 1643 dokumentiert sein könnte. Auch wenn bisher die - wahrscheinliche - Zugehörigkeit von Johann Baptista de PARADE zu den 1642 in Breitenfeld/Leipzig kämpfenden Truppen nicht sicher nachgewiesen werden konnte, ist dies aufgrund der zeitlichen und örtlichen Nähe zu seiner im Januar 1645 erfolgten Heirat in Halle/Saale doch zumindest wahrscheinlich. Eine Gefangennahme, evtl. nach einer der häufigen und oft auch ernsten Verwundungen, ist nicht unwahrscheinlich. Andererseits würde ein Fund nach allem was aus den eingangs zitierten Unterlagen hervorgeht keine neuen Erkenntnisse bringen, weil allenfalls ein Hinweis etwa folgender Art vorliegen würde: „Leutnant Johann Baptista de PARADA, geschossen, gefangen“ - mit viel Glück evtl. noch mit dem Hinweis „aus Neapolii“. Trotzdem wäre ein „echter“ Nachweis nach der jahrelangen aufwändigen Suche natürlich ein erfreuliches Resultat. Weiter suchen…!

 

 

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